Witness Walks

Das Projekt Witness Walks zielt auf eine „Heimatkunde“ der besonderen Art. Mit engem Bezug zum heimaten Festival des Hauses der Kulturen der Welt im September 2025 bringt es interessierten Berliner*innen, Berlin-Besucher*innen und Hamburger Jugendlichen die kolonialrassistische, aber auch die antirassistische Geschichte der Hauptstadt näher. Dabei wird nicht nur Berlins jahrhundertelange Einbindung in globale Zusammenhänge verdeutlicht. Witness Walks ermöglicht eine Diskussion über erinnerungskulturelle Fragen und Forderungen nach Restorative Justice in der postkolonialen Gegenwart.

Bei kostenlosen Stadtführungen zu konkreten Berliner Lern- und Erinnerungsorten durch den Aktivisten Mnyaka Sururu Mboro sowie bei der Präsentation des tansanisch-deutschen Dokumentarfilms „Das leere Grab“ (2024) – ebenfalls mit freiem Eintritt – wird erfahrbar, wie sehr unsere Heimaten miteinander verbunden – und zugleich voneinander getrennt sind.

Das heimaten Netzwerk ist eine Initiative von Haus der Kulturen der Welt im Rahmen von heimaten, gefördert durch
Der Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Witness Walks – Antikoloniale Stadtführungen

11.09.2025 (Stadtmitte)
27.09.2025 (Afrikanisches Viertel)

11.10.2025 (Stadtmitte)
25.10.2025 (Afrikanisches Viertel)

Jeweils 13:00 Uhr bis ca. 15:30 Uhr

Treffpunkte
U-Bhf. Anton-Wilhelm-Amo-Straße, Ausgang Wilhelmstraße (Stadtmitte)
U-Bhf. Afrikanische Straße, Ausgang Swakopmunder Straße (Afrikanisches Viertel)

08.11.2025 (Stadtmitte)
22.11.2025 (Afrikanisches Viertel)

06.12.2025 (Stadtmitte)

Eintritt: Frei
Sprache: DE

Hinweis
Gruppen (DE/EN) können auch weitere (kostenpflichtige) Termine buchen.
Kontaktieren Sie uns unter: buero(at)berlin-postkolonial.de.

Mnyaka Sururu Mboro, Foto: Berlin Postkolonial

Die Erinnerung an die Verbrechen des Nationalsozialismus ist gezeichnet vom Ableben der letzten Zeitzeug*innen: Immer weniger Überlebende können unmittelbar über das Grauen von Diktatur, Eroberungskrieg und Vernichtung berichten.

Bei den Zeitzeug*innen des europäischen Kolonialismus in Afrika ist das Erinnern noch eher möglich. Aber auch diejenigen, die aus eigenem Erleben über den britischen, französischen und belgischen Kolonialismus aufklären könnten, sind mittlerweile betagt. Einer dieser seltenen Zeitzeug*innen ist der in Berlin lebende Lehrer und Aktivist Mnyaka Sururu Mboro aus Tansania. Er hat die britische Herrschaft über Tanganjika noch persönlich erleben müssen. Mboro kann auch über die vorhergehende Kolonialherrschaft der Deutschen berichten, die seinen Vorfahren nach einer Widerstandsaktion hinrichten ließen. Seit 2005 führt Mnyaka Sururu Mboro Interessierte aller Altersgruppen durch das historische Zentrum Berlins bzw. durch das Afrikanische Viertel im Wedding. Dabei macht er Berliner*innen besser mit ihrer postkolonialen Stadt vertraut, die er aktiv mitgestaltet hat: die Umbenennungen von Kolonialstraßen in Berlin zur Würdigung des afrikanischen/afrodiasporischen Widerstands geht nicht zuletzt auf sein ausdauerndes Engagement zurück.

Mit: Mnyaka Sururu Mboro
Dank: Stiftung Stadtmuseum Berlin
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Witness Walks – Dokumentarfilm

Das leere Grab | The Empty Grave

Deutschland/Tansania, 2024
Dokumentarfilm mit Gespräch
So.,14.9.2025, 17:30 Uhr

Ort: Haus der Kulturen der Welt
(Safi Faye Saal)
John-Foster-Dulles-Allee 10, 10557 Berlin

Sprachen: Kiswahili, Deutsch, Englisch
(teilweise mit deutschen Untertiteln);
Gespräch in Englisch

Eintritt: frei

Regie: Agnes Lisa Wegner, Cece Mlay
Kamera: Markus Winterbauer
Schnitt: Donni Schoenemond
Musik: Hannah von Hübbenet
Ton: Oliver Stahn
Produzent*innen: Christoph Holthof, Daniel Reich, Amil Shivji & Luna Selle
Redaktion: Sara Günter (ZDF)
Produktion: kurhaus Production und Kijiweni Productions in Koproduktion mit ZDF – Das kleine Fernsehspiel
Verleih: Salzgeber

Foto: Markus Winterbauer, Salzgeber

Bis heute lagern zehntausende menschliche Gebeine aus ehemaligen Kolonien in deutschen Museen. Bis heute ist unklar, wie sie identifiziert und zurückgeführt werden können. „Das leere Grab“ folgt zwei Familien auf der Suche nach ihren Vorfahren: Im Süden Tansanias begibt sich der Anwalt John Mbano mit seiner Frau Cesilia auf die Spuren seines Urgroßvaters, der 1906 von der deutschen Kolonialarmee hingerichtet wurde. Der Kopf seines Ahnen wurde damals zu rassistischen „Forschungszwecken“ nach Deutschland gebracht; die Familie wird bis heute von diesem Schmerz heimgesucht. Ähnlich geht es Felix und Ernest Kaaya: Im Norden Tansanias kämpfen sie um die Rückführung der Gebeine ihres Vorfahren und begeben sich dafür in die Metropole Dar es Salaam.
Die Familien ringen mit dem Dickicht der Bürokratie, erhalten aber auch Unterstützung von Aktivisten wie Mnyaka Sururu Mboro und Konradin Kunze, die in Deutschland Sichtbarkeit für das Thema schaffen. Mit deren Hilfe werden die Mbanos im Auswärtigen Amt empfangen, und dann kommt sogar Bundespräsident Steinmeier in ihre Heimatstadt, um sich für das zugefügte Leid zu entschuldigen. Das Grab jedoch ist immer noch leer.
In ihrem Film erzählt das deutsch-tansanische Regieduo Agnes Lisa Wegner und Cece Mlay von den Traumata, die die deutsche Kolonialherrschaft in tansanischen Communities bis heute hinterlassen hat – und von der Stärke und Selbstermächtigung der Hinterbliebenen, die sich hartnäckig für eine vollständige Aufklärung einsetzen.

Filmgespräch mit: Felix Kaaya, Konradin Kunze, Mnyaka Sururu Mboro, Cece Mlay, Agnes Lisa Wegner
Dank: Leipziger Missionswerk
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